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Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland

Projektdokumentation "Denk mal - mach mal"

‚Denk mal – mach mal: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß?‘

Nachdem ich bei einer Fortbildung in Mainz die MOG -Bildungsplattform kennengelernt hatte, war mir als Geschichtslehrerin klar, dass ich sie meinen Schüler:innen vorstellen musste. Kaum jemand weiß, welche schrecklichen Dinge sich während der Okkupationszeit in Griechenland ereignet haben, unsere Schulbücher sparen diese Geschichte mehr oder weniger aus.
Schüler:innen in verschiedenen Klassen und Oberstufen-Kursen waren entsetzt, als sie persönliche Schicksale kennenlernten.
Die Einladung zum Σχολικός διαγωνισμός "Challenge History – Remember Hellas“ führte, vorgestellt in den Klassen 9a und 9b, zunächst zu der Idee, fächerübergreifend in den Fächern Deutsch und Geschichte teilzunehmen. Beide Klassen begannen daher auf der Bildungsplattform zu arbeiten, während eines Expert:innenbesuchs von Regina Wiesinger von ihr angeleitet. Aus verschiedenen Gründen, dem Schulalltag und Corona geschuldet, war eine weitere Zusammenarbeit der Klassen nicht möglich.

Die 9b entschied sich daher dafür, viele eigene Ideen zur Umsetzung der Thematik zu entwickeln. Wichtig war den Schüler:innen von Anfang an, möglichst viele Mitglieder der Schulgemeinschaft und darüber hinaus über die Okkupationszeit in Griechenland zu informieren, und das auf Augenhöhe. Peer-to-Peer-Learning war also die Methode der Wahl, weil sie Schülerinnen und Schülern umfangreiche Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten lässt, indem ein aktiver Selbstlernprozess auf Augenhöhe stattfindet. In der Folge entschieden die Schüler:innen also selbst, wie sie arbeiten, welcher Medien sie sich bedienen und wie sie ihre Ergebnisse wem präsentieren wollten.
So fragten sie zunächst die Schulleitung an, ob sie Griechenland am Europatag am 9. Mai zum Themenland machen könnten. Die Schulleitung reagierte sofort sehr positiv und unterstützte die Klasse, indem sie u.a. mit dem Caterer absprach, an diesem Tag ein griechisches Büffet in der Mensa anzubieten. Das bei uns beliebte, moderne Griechenland sollte am 9. Mai nicht vergessen werden. Das Ergebnis war übrigens, dass sich 61 mehr Esser:innen als üblich anmeldeten und typisch griechische Speisen genießen konnten. Darüber hinaus bekam die Klasse 9b vom 9. bis 10. Mai einen Computerraum und die Pausen für ihre Präsentationen zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung war nicht einfach, weil eine schriftliche Abiturklausur (zentral gestellt) auf diesen Tag gelegt war, sodass ein gewisser Geräuschpegel auf dem Schulhof nicht überschritten werden konnte. Griechische Musik musste entfallen.

Folgende Ideen hatten die Schüler*innen und haben sie, entsprechend ihren Fähigkeiten, auch umsetzen können (siehe übermitteltes Material dazu):

Fragen formulieren und Interviews in der Stadt führen,
Plakate zu bestimmten Themen erstellen,
Spielfragen überlegen und Hintergrundwissen dazu recherchieren,
Präsentation für die Klassen 5 bis 8 erstellen,
Raum für Präsentation gestalten und vorbereiten,
Homepage erstellen,
Einzelschicksale bearbeiten.

Alle Ergebnisse sollten auch für unseren Kurs ‚Okkupationszeit in Griechenland‘ auf unserer schuleigenen Moodle-Plattform aufbereitet bzw. zur Verfügung gestellt werden.
Im Zusammenhang mit der Projektarbeit haben die Schüler:innen erkannt, dass man Ergebnisse hätte verbessern können ( zu wenige Interviews/Audioaufzeichnungen gelöscht, viel zu viele Informationen auf den Plakaten/Gestaltung, Videos drehen, bei denen die Vögel zu laut sind ….), die Frist für den Wettbewerb aber ablief. Aus meiner Sicht ein Lernerfolg im Umgang mit der Bewertung eigener Produkte und mit Deadlines.

Nach dem Europatag hatten Schüler:innen die Möglichkeit, der Klasse 9b Rückmeldung zu geben, was vor allem die achten Klassen genutzt haben.

Rückmeldungen aus der Klasse 9b:

Lydia: "Es war eigentlich unmöglich, im Rahmen unserer Präsentationen nichts über die Zeit zu erfahren. Jedes Mitglied der Schulgemeinschaft hat sich auf die ein oder andere Art mit der Okkupationszeit in Griechenland auseinandersetzen müssen und das ist wichtig."
Maria: "So lernt man wirklich etwas. Ich habe mir vieles behalten, was im normalen Unterricht eher so nicht der Fall ist."
Leonie und Farah: "Zunächst gab es Probleme mit der Technik im Klassenraum. Wir haben es aber hinbekommen und sind mit jeder Präsentation sicherer geworden.“
Interviewgruppe 1: "Passant:innen wollten sich unseren Fragen nicht stellen, hatten keine Zeit oder sie schämten sich, weil sie etwas nicht wussten. Das war schwierig.“
Fleur hat zu Hause über das Thema erzählt und von ihrer Urgroßmutter ein in Vergessenheit geratenes Tagebuch ihres Urgroßvaters bekommen, der mit 19 Jahren in den Krieg ziehen musste und erst 1947 aus der Gefangenschaft entlassen wurde. Auch andere sind zu Hause ins Gespräch gekommen, was den Nationalsozialismus und die Auswirkungen bis heute angeht.

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den Berichten, z.B. aus Butscha und Mariupol, konnten sich die Schüler:innen leider besser vorstellen, was Griech:innen unter der deutschen Besatzung erlitten haben mussten.
Einhellig waren die Schüler:innen dankbar, dass sie so frei arbeiten und entscheiden durften. Sie waren dabei auch sehr selbstkritisch und stellten deutliche Unterschiede im Arbeitspensum und im Ergebnis fest.

Link zur Arbeitsgruppe Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage des Gymnasiums Traben-Trarbach: https://sor-ag-gymtt.jimdofree.com/