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Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland

02. Februar 2017: Projektvorstellung in Athen

Der voll besetzte Saal

Der voll besetzte Saal

Staatsminister Michael Roth mit Zeitzeugin Rosina Asser-Pardo

Staatsminister Michael Roth mit Zeitzeugin Rosina Asser-Pardo

Die beiden Zeitzeuginnen

Die beiden Zeitzeuginnen

Am 2. Februar 2017 wurde das Projekt „Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland“ in Athen der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Interesse war groß: Die Projektpartner, die Nationale und Kapodistrias-Universität Athen und die Freie Universität Berlin, konnten die ersten Projektergebnisse in dem voll besetzten Veranstaltungssaal der Universität Athen präsentieren.

Eingeladen waren Personen aus dem politischen und akademischen Umfeld des Projekts. Auch wer sich für Oral-History-Projekte interessiert, war willkommen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Zeitzeuginnen Rosina Asser-Pardo und Efi Papatheodorou, die ihre Erinnerungen an die Besatzung Griechenlands bereits in Interviews für die Nachwelt festhalten ließen.

Grußworte der Förderer und Kooperationspartner
Zunächst begrüßte Prof. Athanasios Dimopoulos, Rektor der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen, die Anwesenden. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin. Der griechische Minister für Bildung und religiöse Angelegenheiten Prof. Konstantinos Gavroglou bescheinigte dem Projekt in seinem anschließenden Grußwort, die Zukunft mit Reife zu verwalten.

Der deutsche Staatsminister für europäische Angelegenheiten Michael Roth betonte in seinem Grußwort, dass das Projekt den Opfern der Nazi-Schreckensherrschaft einen Namen, ein Gesicht und eine Stimme gibt. Durch die Erzählungen der Zeitzeugen werden jenseits abstrakter Opferzahlen konkrete Einzelschicksale mit ihren Geschichten erlebbar. Staatsminister Roth zeigte sich davon überzeugt, dass dieses Zeitzeugenprojekt ein wichtiger Anstoß für eine gemeinsame deutsch-griechische Erinnerungskultur sein könnte, die sich der Vergangenheit stellt und dabei nichts ausspart – vor allem aber den Opfern ihre Würde zurückgibt.

Christina Lampropoulou, Finanzvorstand der Stavros Niarchos Foundation und Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” richteten ebenfalls Grußworte an das Publikum. Herr Saathoff wies auf die aktuelle Entschädigungsdebatte und auf die Zwangsarbeit im NS-Regime hin. In diesem Zusammenhang ist auch die bereits erfolgte Entschädigung von 2.000 griechischen Zwangsarbeitern durch die Stiftung EVZ zu sehen. Er verwies auf das Anliegen vieler Überlebender, „nicht vergessen zu werden und die eigene Unrechtserfahrung weiterzugeben“ – unabhängig von der Frage einer Entschädigungsberechtigung.

Präsentation des Projekts
Hagen Fleischer, Professor für Zeitgeschichte an der Universität von Athen und wissenschaftlicher Leiter des Projekts, bezog sich anschließend auf das in Bezug auf die NS-Verbrechen in Griechenland lange fehlende Unrechtsbewusstsein in Deutschland – sowohl in der Politik, in der Wirtschaft als auch in der Öffentlichkeit. Von der Politik beachtet wurde die Frage erst Anfang der 80er-Jahre, als sich Hagen Fleischer an der Universität Kreta dem bis zu diesem Zeitpunkt tabuisierten Thema widmete.

Nicolas Apostolopoulos, Professor an der Freien Universität Berlin und Projektleiter, verwies anschließend auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Forschungsmethode „Oral History“ und der digitalen Datenbanken mit Erzählungen von Zeitzeugen. Hiermit steht ein Forschungs- und Lehrinstrument zur Verfügung, das dabei hilft, die Geschichte der Besatzung in Griechenland zu erfassen und zu veranschaulichen. Die Menschen, die das Grauen dieser Zeit miterleben mussten, sind sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Wissenschaft eine unschätzbar wertvolle Quelle von Informationen. Oral History ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der modernen Geschichtsschreibung und dient dazu, „Geschichte zu sehen, zu hören und mitzufühlen“, so Apostolopoulos.

Dimitra Lampropoulou, Dozentin für Neuere Griechische Geschichte an der Universität Athen, und Ass.-Professor Vangelis Karamanolakis hoben in ihren Redebeiträgen die Bedeutung des didaktischen Zugangs zur Interviewsammlung, sowohl für Schulen als auch für Studentinnen und Studenten griechischer und deutscher Universitäten, hervor.

Die Zeitzeuginnen
Im Mittelpunkt der Präsentation standen die beiden Zeitzeuginnen Rosina Asser-Pardo und Efi Papatheodorou, die im Rahmen des Projekts interviewt wurden.

Rosina Asser-Pardo betonte in ihrer bewegenden Erzählung, dass sie den Deutschen gegenüber keinen Hass empfindet – nur Trauer darüber, was die Nazis angerichtet haben und welchen furchtbaren Verfolgungen die Juden ausgesetzt gewesen sind. Efi Papatheodorou schilderte ihre persönlichen Erfahrungen aus der Besatzungszeit. Einen Schwerpunkt in ihrer Erzählung legte sie auf die Verfolgung ihrer Familie nach dem Ende des Kriegs und während des Bürgerkriegs (1946–1949).