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Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland

Heinz Kunio

Heinz Kunio

Heinz Kunio

Die jüdische Gemeinde Thessalonikis gehört zu den ältesten Europas. Sie wuchs vor allem ab 1492 und in Folge der Vertreibung der sephardischen Juden aus Spanien. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten ungefähr 45.000 Jüdinnen und Juden in Thessaloniki und machten damit zwei Drittel der Bevölkerung aus. Am 8. Februar 1943 wurden die sogenannten Nürnberger Gesetze auch in Griechenland eingeführt. Das Tragen des gelben Sterns wurde Pflicht. Bis zum 25. Februar 1943 hatte man die jüdische Bevölkerung der Stadt in Ghettobezirken zusammengepfercht. Im März verließen die ersten Züge mit 2.600 Menschen die Stadt in Richtung Auschwitz. Heinz und seine Familie, sein Vater Salvator, seine Mutter Hella und seine Schwester Erika waren in diesem ersten Transport. Heinz Kunio (geb. 1927) war 15 Jahre alt, als er und seine Familie von Thessaloniki nach Auschwitz deportiert wurden. Der sephardische Jude überlebte, weil er Deutsch sprach.

Im Zeitraum vom 15. März bis zum 10. August 1943 verließen Thessaloniki 19 Transporte mit jeweils rund 2.800 Menschen. 18 von ihnen endeten in Auschwitz. Der letzte Transport ging nach Bergen-Belsen. Auf diese Weise wurden aus dem deutsch-besetzten Teil Makedoniens einschließlich der kleinen jüdischen Gemeinden in West- und Zentralmakedonien circa 45.000 Menschen deportiert. Die überwiegende Mehrheit von ihnen wurde sofort nach ihrer Ankunft in Auschwitz in die Gaskammern geführt. Bei seiner Befreiung im Mai 1945 konnte Heinz Kounio nicht mehr selbständig gehen und war derartig abgemagert, dass er einem Skelett glich.